Flüchtlinge, ein Thema, das uns noch lange beschäftigen wird. Unsere November - Kolumne vom 12.11.2015 geht in den "Kirchheimer Mitteilungen" auch auf das Thema Flüchtlinge ein. Bitte klicken Sie hier.
Wir wollen informieren, um Ängste und Sorgen abzubauen. (PDF, 110 kB)
Zum Thema „Krieg-Flucht-Asyl“ hat die SPD Kirchheim den ehemaligen Europaabgeordneten Wolfgang Kreissl-Dörfler eingeladen. Zunächst ging Kreissl-Dörfler auf seine langjährige Tätigkeit als Entwicklungshelfer in verschiedenen Ländern der 3. Welt ein. Die dort gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen konnte er in seine politische Arbeit als Europaabgeordneter gut einbringen.
Zum aktuellen Flüchtlingsstrom gibt es viele Fluchtursachen. Neben den kriegerischen und ethnischen Auseinandersetzungen, ist auch die wirtschaftliche Situation ein individueller Grund, sein Heimatland zu verlassen, um sein eigenes Leben und das seiner Familie zu verbessern. Die Unterscheidung in Wirtschafts- und anderen Flüchtlingen ist daher schwierig und auch nicht immer sinnvoll. Deshalb darf am Asylrecht nicht gerüttelt werden.
Die Wirtschaft-und Handelspolitik der EU trägt viel bei zu der Misere in den Ländern der 3. Welt, da sie mit Kürzung, aber auch falschen Subventionen die heimischen Märkte z. B. in Afrika zerstört, so Kreissl-Dörfler.
Sicherlich kann Deutschland nicht auf Dauer die Vielzahl von Flüchtlingen aufnehmen. Da muß schnellstens eine europäische Lösung her. Das unsolidarische Verhalten der vielen Staaten in der europäischen Union kann auf Dauer nicht hingenommen werden.
Was die derzeitigen Auseinandersetzungen über Transitzonen betrifft, so würde er sogenannte Einreisezentren in den verschiedenen Bundesländern befürworten, wo die Versorgung, Verteilung und Registrierung durch die Behörden vereinfacht werden kann. Eine massenhafte Abschiebung von Asylbewerbern ist logistisch sehr schwierig. Was sind sichere Herkunftsländer? Das lässt sich per Gesetz nicht bestimmen und hängt für die betroffenen Asylbewerber von der persönlichen Situation ab.
Die Ereignisse der letzten Wochen und Monate zeigen, Abschreckung funktioniert nicht, es vergrößert nur das Leid.
Es kann sich aber für uns alle auszahlen, wenn die Integration, Ausbildung usw, besonders der jungen Leute gelingt. Denn so Kreissl-Dörfler, in ein paar Jahren fehlen nicht nur Fachleute in Deutschland, sondern ganz einfach erwerbsfähige Personen in unserer schrumpfenden Gesellschaft.
Auf die Situation in Kirchheim ging Frau Reichart vom Helferkreis in unserer Gemeinde ein. Ehrenamtliche Helfer gebe es genügend. Neben der aufopfernden Arbeit für die Flüchtlinge vor Ort muss auch der Einsatz der Helfer koordiniert werden. Eine zusätzliche Belastung, die nicht immer einfach zu lösen ist und auch viel Zeit, Telefongespräche usw. beansprucht. Wie Frau Reichart betont, hat sich dieses Ehrenamt zu einem zeitaufwendigen Job ausgeweitet.
"Das Ehrenamt ist von enormer Bedeutung", so waren sich viele Teilnehmer der Veranstaltung sicher, denn ohne die intensive Betreuung gäbe es deutlich mehr Kriminalität unter den Flüchtlingen. Wir müssen uns in aller Form für die aufopfernde Arbeit bei den Helfern bedanken.
Nach neuesten Zahlen sollen im kommenden Jahr in unserer Gemeinde 300 Flüchtlinge leben. Das erfordert den Bau einer weiteren Flüchtlingsunterkunft. Dies zu meistern, stellt für alle Beteiligten, Bürger, Verwaltung, ehrenamtliche Helfer und nicht zuletzt für die Flüchtlinge eine enorme Herausforderung und Belastung dar.
Lesen sie Dazu auch den Artikel Deutschland profitiert