Ein zufällig Vorbeikommender hätte sich die Augen gerieben: Auf den Tischen in der Gaststätte „Zum Kelten“ stehen tatsächlich SPD-Fähnchen. An den Wortmeldungen hätte er die Partei sonst kaum wiedererkannt: Bei der Kandidatenaufstellung in Kirchheim herrscht Überschwang statt Verdruss. Michael Matejka freut sich „wahnsinnig“, wie der Ortsverein gewachsen sei. Mehr als zehn Prozent Neumitglieder sind in diesem Jahr bereits eingetreten. Und die parteilose Gisela Hutter, die schon für Georg Kronawitter und Christian Ude im Wahlkampf Rosen verteilt hat, äußert sich „positiv überrascht, von dem jungen Team, das hier Leben reinbringt.“ Irene Chiba ist „so beeindruckt von der Vielfalt und Kompetenz dieser Liste“, dass ihr „fast die Worte fehlen“. Auf „dieser Liste“ stehen die 14 Frauen und zehn Männer, die für die SPD für den Gemeinderat Kirchheim kandidieren. Einstimmig hat das der Ortsverein am Sonntag so beschlossen, und damit den Wahlkampf eröffnet.
Schon dieses Verhältnis: 14 zu zehn. Während andere Ortsvereine Mühe haben, genügend Frauen für die SPD-typisch wechselnd besetzten Kandidatenlisten aufzustellen, leisten sich die Kirchheimer lächelnd einen Überschuss. Es sind ja auch Frauen, die für den Aufschwung in der örtlichen SPD gesorgt haben. Belinda Weber und Jeanette Au sind seit fast einem Jahr neu im SPD-Ortsvorstand unterstützt unter anderem von Christine Henninger, die die Sozialen Medien bespielt. Die Follower haben sich verzehnfacht, die Aufrufe gingen durch die Decke. Die SPD Kirchheim hat sich mit Infovideos („Faktenchecks“) zu kommunalen Themen bereits überregional einen Namen gemacht. Selbst SPD-Chefin Bärbel Bas folgt auf Instagram.
Die Stellvertretende Vorsitzende Jeanette Au führt die SPD-Liste auf Platz eins an, vor Michael Krause, der Pressearbeit macht, und Fraktionssprecherin Michaela Harlander. Dahinter folgen Gemeinderat und Stellvertretender Vorsitzender Rolf Siegel, die Ortsvorsitzende Belinda Weber, die frühere Gemeinderätin Lieselotte Gnasmüller, die aktive Gemeinderätin Tanja Heidacher und Fußballtrainer wie Feuerwehrmann Korbinian Harlander. Damit stellen sich drei der vier Kirchheimer SPD-Gemeinderäte auf vorderen Plätzen erneut zur Wahl. Der langjährige Gemeinderat Marcel Prohaska, der aktuell nur als Nachrücker erneut für ein Jahr im Gremium ist, hat sich für Platz 18 entschieden. Den bekanntesten Namen findet man am Ende der Liste: Den von Stephan Keck, seit einem Jahr Ersten Bürgermeister von Kirchheim.
Wie man mit Beharrlichkeit und Sachkenntnis auch ohne Mehrheit die Entwicklung der Gemeinde entscheidend mitbestimmen kann, hat Michaela Harlander mit Ihrer Fraktion oft genug bewiesen. Unter dem Titel „Kompetenz für Kirchheim“ stellt sie nun das Kirchheimer SPD-Wahlprogramm vor. An erster Stelle steht in Zeiten klammer Kassen „kluges Wirtschaften“. Da muss Kirchheim die Wirtschaftsförderung stärken, Bestandsunternehmen den Ausbau ermöglichen und bei Bedarf neue Gewerbegebiete ausweisen.
Klimaförderung ist der Partei und Harlander selbst ein besonderes Anliegen. „Aber das darf nicht von oben kommen, wie bei manch anderen Parteien“ – Klimaschutz muss einfach werden, durch den Aufbau von Know-how in der gesamten Gemeinde, als “Klimaschutz von unten”. Beim Thema Geothermie engagiert sich die SPD schon lange, und ist noch lange nicht am Ende: Erst wenn Geothermie in Kirchheim bezahlbar und kundennah funktioniert, ist die Mission beendet.
Bezahlbares Wohnen ist schnell versprochen, aber schwer umzusetzen. Die SPD setzt auf einen Mix von Maßnahmen, dazu gehören genossenschaftliche Bauprojekte, Verschlankung des Baurechts und finanzielle Anreize, wenn Senioren ihren Wohnraum umbauen und teilen – etwa nach dem Unterföhringer Modell.
Damit die Ortskerne lebendig bleiben, braucht der „leicht notleidende Pfarrer-Caspar-Mayr-Platz“ wieder mal einen „Push“, so Harlander. In einer Umfrage im Ortsteil informiert sich die Partei zudem gerade, welche Maßnahmen den Kirchheimern selbst am wichtigsten sind.
Außerdem setzt sich die Partei ein für „Mehr Raum für junge Menschen“, also mehr Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen, bessere Mobilitäts- und mehr Freizeitangebote. Schließlich soll ein „Digitalrat“ nach Augsburger Vorbild geschaffen werden, in dem ehrenamtliche IT-Experten die Gemeinde unterstützen, zum Vorbild für kommunale Digitalisierung zu werden.
Karlheinz Pohl, früher selbst Gemeinderat, sieht die Themenfelder durch die aktuellen Kandidaten gut abgedeckt: „Ich freue mich über alle Maße, dass wir eine Liste zusammenbekommen haben, die so vielfältig ist und alle Herausforderungen, die wir haben, kompetent adressieren kann. So wie wir uns einbringen, das kann nur zum Erfolg führen.“ Diese Partei geht mit starkem Rückenwind in die Wahl.
Und auch die Unterbezirksvorsitzende Anne Huber, die die Versammlung geleitet hat und für den Kreistag kandidiert, stimmt ein: „So eine starke Liste, mit so unterschiedlichen Leuten. Dazu kann ich Euch nur beglückwünschen.“ Die SPD Kirchheim wird alle 24 Kandidaten im Advents-Kandidatenkalender online vorstellen. Außerdem bietet die SPD bei ihrem Neujahrsessen am 24.1. die Gelegenheit, die Kandidaten ganz persönlich zu sprechen und kennenzulernen.
SPD- Kandidatenliste für die Kirchheimer Gemeinderatswahl 2026:
Hier ein Video über die Aufstellungsversammlung zur Kommunalwahl 2026: