Rückblick auf unsere Arbeit im Gemeinderat Kirchheim

24. April 2020

Abschied 5

Und hier der Rückblick nach 18 Jahren von Gemeinderat Marcel Prohaska

Mitglied im Gemeinderat von 2002 - 2020
Auszeichnung mit der Bürgermedaille und Ehrennadel in Gold

Prohaska

Auch wenn es banal klingt: „In Zeiten wie diesen relativiert sich die Wichtigkeit eines Gemeinderats und die Frage wer in diesem sitzt doch sehr deutlich.“ Trotzdem sind 18 Jahre zumindest für mich persönlich ein Grund auf diese Zeit zurückzublicken.

 

2002 hab ich noch dazu beigetragen, den Altersdurchschnitt dieses Gremiums zu senken. Da in dieser Amtszeit viele Kolleginnen und Kollegen erstmals gewählt wurden, dauerte es auch eine gewisse Zeit bis man sich gefunden hatte.
Sehr schnell habe ich vom Gedanken der reinen Parteipolitik verabschiedet – viele, viele Beschlüsse erfolgten (fast) einstimmig (hin und wieder kam eine der wenigen Gegenstimmen auch von mir) und immer wieder gelang es Mehrheiten für Beschlüsse zu gewinnen, weil einzelne Gemeinderäte anderer Fraktionen bereit waren zuzuhören, nachzudenken und abweichend vom Rest ihrer Fraktion zu stimmen.

Argumente allein waren allerdings nicht immer ausreichend: Dem legendären Alt-CSUler Hans Daxner haben Zahlen, Tabellen oder Zitate nichts genutzt – ernst genommen hat er mich erst, als ich mich als „brauchbarer“ Stockschütze bewiesen hatte.

Gerne erinnere ich mich auch an das „Hausner Taxi“ Heinz Fath brachte nicht nur seinen CSU-Fraktionskollegen Peter Sperr sicher und bequem in die Gemeinderatssitzungen, sondern auch die „rote“ Ingrid Wittmann und mich. Das Bier nach der Sitzung war damals auch noch obligatorisch.

  Meine zweiten 6 Jahre im Gemeinderat hab ich weniger erfreulich erlebt. Ob es an der neuen Gruppierungen, dem Wunden lecken und Umbruch in der CSU, der zunehmenden Lustlosigkeit des Ersten Bürgermeisters oder schon ersten Ermüdungserscheinungen bei mir lag, kann ich nicht sicher sagen. Wer sich jetzt mal den Spaß macht und die „abgewählte“ Görgens-Planung der neuen Ortsmitte neben die aktuelle Ortsentwicklung samt Landesgartenschau legt, versteht vielleicht Überlegungen, dass man da viel Lebenszeit verschwendet hat.

Wirklich spannend waren die letzten 6 Jahre – die SPD wurde (endlich) von den Wählerinnen und Wählern für ihre Arbeit belohnt und während wir viele, viele Jahre bei der Kommunalwahl deutlich unter den Ergebnissen bei Landes- oder Bundestagswahlen blieben, lagen wir diesmal deutlich darüber.

Nachdem der Bürgermeister einige male mit dem Versuch gescheitert war, allein mit der CSU, dem Schwarzen im grünen Tarnanzug und dem mit dem Posten des 3,Bürgermeisters belohnten „Liberalen“ (wie viele Wähler wollten ihn als 1.Bürgermeister?) Entscheidungen wie Umbau der Kita-St Andreas zum Rathaus durchzusetzen, machte er eine erstaunliche Entwicklung.

Er ging auf die zweitstärkste Fraktion zu (wir haben aber auch nicht beleidigte Leberwurst gespielt). Er hörte zu, war kompromissbereit und suchte zunehmend schon den Rat von Gemeinderäten, die nicht seiner Partei angehörten. Meinem Eindruck hat er auch das „S“ in der CSU entdeckt (da war es sicher förderlich, dass man in diesem Amt nicht nur mit den Sonnenseite des Lebens konfrontiert wird) und gehört mittlerweile eindeutige zu denen, bei dem der Mensch nicht erst beim Reihenhauseigentümer anfängt. Besonders gefreut hat mich aber auch der klare Grün- und Radkurs, obwohl der ein oder andere PS-Fan heftig schnaufte.

2020 war also der perfekte Zeitpunkt sich zurückzuziehen und jüngeren (oder zumindest neueren) eine Chance zu geben. Damit da gar kein Zweifel bleibt: Ich bin 2002 gerne auf Platz 1 und als Bürgermeisterkandidat angetreten. Ich war sehr froh als sich Stephan Keck 2008 für beide Positionen zur Verfügung stellte.

2014 wollte ich es wissen und war überzeugt, dass Platz 7 der richtige ist, weil wir 6 Mandate erzielen würden und Stephan Keck als Erster Bürgermeister würde (Stephan hat es bekanntlich knapp nicht geschafft, aber wir bekamen 7 Sitze). Ich habe in der Kirchheimer SPD keinerlei Kämpfe oder Mauscheleien erlebt, der traditionelle Gruß „Freundschaft“ ist hier noch mit Leben erfüllt und ich wollte meine Freunde (und Freundinnen) mit der Kandidatur auf Platz 11 unterstützen.   Das Wahlergebnis 2020 ist für mich unverständlich und ungerecht. Meiner Ansicht nach hat die SPD-Gemeinderatsfraktion in den letzten 6 Jahren hervorragend gearbeitet, viele konstruktive Ideen, Vorschläge und Verbesserungen eingebracht.

Auf die Gefahr hin für arrogant gehalten zu werden, behaupte ich, dass die Gemeinde ohne uns schlechter da stehen würde. Da tröstet mich meine persönlicher Erfolg der Vorhäufelns von 11 auf 6 überhaupt nicht, weil ich große Bedenken habe, ob sich die soziale und ökologische Politik in den nächsten 6 Jahren fortsetzen wird.

Die CSU und ihre Trabanten haben nicht nur die absolute Mehrheit im Gemeinderat, in ihren Reihen dominieren nun eindeutig diejenigen die bei vielen kommenden Projekten auch eigene finanzielle Interesse vertreten könnten. Ob die beschriebene positive Entwicklung von Max Böltl in dieser Konstellation anhält, bleibt auch abzuwarten – zumal Bürgermeister in ihre zweiten Amtsperiode von Haus aus gefährdet sind die Bodenhaftung zu verlieren.

Aus naheliegenden Gründen werde ich sicher einige Zeit vergehen lassen, bis ich meine erste Gemeinderatssitzung als Gast besuchen werde. Dann werde ich aber nicht zu denen gehören, die „ihren“ Punkt abwarten und dann nach Hause gehen. Es ging und geht mir immer um die ganze Gemeinde.

Mit den besten Wünschen für Sie, für Dich und Kirchheim
Marcel Prohaska  

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